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Geschichten ——

Norma wollte mehr als ein Leben im Dorf

Carla Scheidegger

Februar 04, 2016

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Das ist Norma, eine einfache, mutige und zarte Frau.

Norma hatte das Glück in einem kleinen beschaulichen Ort geboren worden zu sein. Sie erkannte anhand der Sonne, des Gesangs der Vögel und der Zikaden, wie spät es war. Barfuß zu gehen machte sie glücklich, denn so konnte sie die Wärme des Bodens unter ihren Füßen spüren. Sie besaß viele leichte, bunte Kleider, die ihre Großmutter genäht hatte. Ihre lockigen, dunklen Haare wurden immer durch einen Palmenzweig zusammen gehalten.

Norma liebte Geschichte und Geografie, weil sie von einer Welt träumte, weit weg von ihrem vorhersehbaren Leben, dass sie führte. Sie ging gern ins Kino, um sich ausländische Filme anzusehen und lernte andere Sprachen, um mit dem Jungen, der aus Irland kam, sprechen zu können! Ah, Irland! Wie wohl die Sonne dort drüben ist?

Sie recherchierte im Internet. Sie erfuhr, dass es in Irland mehr Regen- als Sonnentage gibt und dass die typische Musik von einer tausendjährigen Kultur stammt, von den Kelten. Sie liebte es, Dinge über die Völker der Welt und ihre Traditionen zu erfahren.
Norma beendete ihr Studium, wurde Au-Pair, packte ihre Koffer und machte sich auf, den Sonnenaufgang auf der Nordhalbkugel zu sehen.

Bei der Ankunft auf dem Flughafen in England, auf dem sie umstieg, wurde sie mit ihrer ersten Herausforderung konfrontiert. Sie sprach nicht gut genug englisch, um an der Passkontrolle zu erklären, was sie in Irland machen wollte. Ein Moment der Unsicherheit, denn nicht mal ihr gewinnendstes Lächeln, dass ihr immer einen Rabatt in Manuels Laden eingebracht hatte, ließ den englischen Polizisten auftauen. "Die Engländer sind ein sehr kühles Volk. Wie wenig Interesse!", dachte sie.

Am Anfang war alles anders und magisch. Sie war fasziniert davon, die Geschichte dieses alten Kontinents live und in Farbe kennenzulernen. Wenn sie Menschen traf, die sich gern unterhielten, erzählte sie bald, dass sie Brasilianerin war und hörte: "Ah, das Land des Karnevals...". Sie war enttäuscht, denn da sie nie bei einem Karnevalszug dabei gewesen war, wollte sie auch nicht damit identifiziert werden. Bald verstand sie, dass die Menschen die Angewohnheit hatten, Dinge zu vereinfachen und an deren Oberfläche zu bleiben. So wie sie es mit dem Polizisten am Flughafen getan hatte. Da Norma die Sprache nicht gut konnte, konnte sie sich nicht richtig ausdrücken und interessanten Ideen nicht auf den Grund gehen. Manchmal kam sie in die Bredouille, weil sie nicht die nächste Toilette finden konnte.

Sie tauschte ihre leichten, bunten Kleider gegen Regenjacken und Gummistiefel - ihr Schutz. Nun spürte sie den warmen Boden unter ihren Füßen nicht mehr. Eine schwierige Zeit, in der sie ihre Geschichte nicht erzählen konnte, denn sie musste nun ein neues Kapitel im Buch ihres Lebens schreiben.

So verging die Zeit und trotz der vielen "Neins", auf die sie traf, schenkte ihr das Leben jetzt auch viele "Jas". Norma verbesserte ihr Englisch, gewann neue Freunde und lernte neue Sichtweisen kennen. Sie erkannte nun, dass sie in dieser neuen Situation glücklich war. Sie tauschte den Gesang der Vögel durch die Balladen der Kirchenglocken, um zu wissen, wie spät es war. Sie lebte sich ein.

Sie lernte viel, vor allem über ihre Grenzen, ihre Gefühle und ihre Fähigkeit weiter zu machen, trotz der Steine auf ihrem Weg. Sie vermisste die Zweige für ihre Haare, aber sie lernte die Mütze zu schätzen, die auch ihre Ohren wärmte. Sie war nun nicht mehr die gleiche. Sie wurde reifer und war nicht mehr das zerbrechliche Mädchen aus dem kleinen Dorf, sondern eine starke Frau und Siegerin, denn die Regeln dort waren andere.

 

 

 

Carla Scheidegger

Ein neugieriger Geist in einem Körper voller Emotionen. Ich reise gerne, um fremde Kulturen und Menschen - die anders sind als ich - zu begegnen. So kann ich Empathie üben und mich kontinuierlich als Mensch entwickeln und verändern. Wie hier in der Welt von Carlotas.


Mit Empathie & Diversity für starke Institutionen in einer gesunden Gesellschaft.

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